Besuch des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln EL-DE-Haus [Horrem]

 

Bericht: Waltraud Bach.

Größer konnte der Kontrast nicht sein. Draußen ein sonniger Vorfrühlingstag, pulsierendes Leben zwischen Geschäften und Restaurants, die opulente Fassade des EL-DE (Leopold Dahmen) - Hauses. Drinnen, im Keller des Hauses, das Grauen eines Gefängnisses für Menschen, die nicht in das NS-Regimes passten.
Ab 1935 war in diesem Haus die Gestapostelle der Stadt Köln untergebracht. Im Keller wurden 10 Zellen eingebaut, in denen Zwangsarbeiter, aber auch Widerstandskämpfer gefangen gehalten, verhört, gefoltert und auch ermordet wurden. Viele wurden, ohne Prozess, im Hof des Hauses aufgehängt und in Wagen der städtischen Müllabfuhr zum Westfriedhof gebracht.


Die Häftlinge haben in ihrer Verzweiflung Bilder oder Texte in die Wand geritzt und so Botschaften, „Lebenszeichen“, hinterlassen. Die Inschriften sind, teilweise in kyrillischer Schrift, von Russen, Ukrainern, Franzosen, Niederländern, Engländern oder auch Spaniern geschrieben. Er ist sehr bedrückend, von den Gedanken und Gefühlen der Menschen zu lesen, die für sich keine Perspektive mehr sahen.

Direkt nach dem Krieg wurde das Gebäude durch die Stadtverwaltung genutzt. Viele Wände und damit auch Inschriften wurden überstrichen. Zwei Fotografen ließen sich einschließen und veröffentlichten die noch vorhandenen Zeitdokumente. 1981 wurde in diesem Haus die Gedenkstätte eingerichtet. Im 1. Stock können die Räume, die nach dem Krieg für Ämter der Stadt Köln genutzt wurden, besichtigt werden. Eine der Dokumentationen zeigt, dass Männer, die in der NS-Zeit eine wichtige Funktion hatten, auch danach wichtige Ämter innehatten.
Bleibende Fragen:
Was brachte die Menschen dazu, andere anzuschwärzen? Blinder Gehorsam, Rachegefühle, Dummheit, Machtbedürfnis? Dieses Denunzieren gab es immer und gibt auch heute.
Die Schreie der Inhaftierten mussten nach draußen gedrungen sein. Der Galgen, an dem 7 Opfer gleichzeitig gehängt werden konnten, war von umliegenden Häusern aus einsehbar. Warum gab es keinen Protest oder keine Nachfragen? War die Angst vor dem System zu groß? Wollte man damit nichts zu tun haben und sich selber schützen? Hatte man andere Sorgen, z. B. die Inflation, Sorge um das eigene Überleben?
Eine Besichtigung, die alle sehr nachdenklich machte. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man diese Geschichte und die grauenvollen Geschichten zu Hause in der warmen Stube liest oder sieht, oder ob man dabei auf kalten Beton in einer Folterzelle steht.

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